Teekochen – Über die natürliche Stärke der Pflanzen
Die Reben wachsen und wachsen und das macht den Pflanzenschutz zu einem der wichtigsten Themen bei uns am Weingut. Neben den herkömmlichen biologischen Mitteln wie Schwefel und Netzmittel arbeiten wir seit 2 Jahren auch intensiv mit selbsthergestellten Pflanzenauszügen, um die Kupfermenge zu reduzieren und die Pflanzen auf die natürlichste Art und Weise zu stärken.
Viele Wildkräuter besitzen gewisse Eigenschaften, die in den Reben Wachstum anregen, Störungen verbessern oder sogar heilen. Eines dieser Kräuter ist zum Beispiel der Ackerschachtelhalm, welcher besonders auf feuchten Plätzen rund um und in den Weingärten wächst. Er enthält in seiner Zellwand Silikate zur Stabilisierung, darunter etwa ca. 10% Kieselsäure. Diese versucht man im Zuge des Teekochens zu extrahieren, denn Kieselsäure macht die Zellen der Blätter robuster gegen Pilze und Schadinsekten. Der Ackerschachtelhalm ist von Ende Juni bis Anfang August für die Tees geeignet und somit unser Hauptteebestandteil, der noch durch andere Heilpflanzen verstärkt wird.
Eine dieser zusätzlichen Wildkräuter ist die Brennnessel. Da man sie aber am besten kurz vor der Blüte ernten soll, um ihre volle Wirkung zu erhalten, kann sie nur bis Anfang/Mitte Juni verwendet werden. Sie reguliert und stimuliert das vegetative Wachstum und kann vorbeugend gegen den Falschen Mehltau eingesetzt werden.
Weitere Kräuterpflanzen, die wir benutzen, sind Schafgarbe und Echte Kamille. Wobei die Schafgarbe als Schwefelersatz und die Echte Kamille als Kupferersatz dient. Bei beiden werden die Blütenstände geerntet und eingekocht.
Um die Wildkräuter für die Tees zu bekommen, gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder bezieht man BIO-Ware von einem Händler oder, und das ist die bestmögliche, man sammelt die Kräuter im eigenen Weingarten. Falls die Wildkräuter nicht in einer von Umweltverschmutzung geschützten Stelle wachsen, kann man sie auch selbst anbauen. Bei uns werden der Ackerschachtelhalm, die Brennnessel und die Schafgarbe rund um Jois gesammelt. Die Echte Kamille säen wir in die Weingarten-Begrünung mit ein und ernten sie dann direkt aus den Weingärten.
Sind die Wildkräuter einmal gesammelt, geht’s ans Kochen. Hierfür füllen wir unseren 600l Teekocher mit Regenwasser auf, geben die Wildkräuter in ein Sieb und starten das Feuer. Wenn das Wasser siedet, wird das Feuer ausgemacht und der Tee zieht einige Minuten, um die Inhaltsstoffe der Wildkräuter richtig gut zu extrahieren. Zum Schluss wird alles abgesiebt, verdünnt in die Pflanzenschutzmittel-Spritze gegeben und direkt ausgebracht.