„Es ist so, als würde ein Narr auf seine Dachziegel treten und sie zerbrechen. Wenn es dann zu regnen beginnt und die Decke verrottet, klettert er hinauf um den Schaden auszubessern, und freut sich am Ende über die gelungene Reparatur.“
Masanobu Fukuoka, Der Große Weg hat kein Tor, 1975
Aus der Perspektive der Schulmeinung ist der Weinbau, wie wir ihn betreiben ein rückständiger. Gerne lassen wir uns als faul bezeichnen, wenn wir beispielsweise Gräser und Begrünung in den Weingärten stehen lassen, um den Boden vor Vertrocknung zu schützen. Und der Grund, warum wir etwa aufs Stutzen der frischen Triebe verzichten, liegt im damit verbundenen Stress für die Rebe. Den wollen wir ihr gerne ersparen.
Etwas bewusst in Ruhe zu lassen ist für Österreicher sehr schwierig. So ist es anfangs eine Art Übung zur Selbstdisziplin, täglich an den getrimmten und zurechtgestutzen Weingärten der Kollegen vorbei zu kommen. Erst mit der Zeit gewinnt man den Blick für die fantastische und natürliche Schönheit von zotteligen Rebzeilen, in denen die Bienen, Falter und allerhand Bodennützlinge die Oberhand zurückgewonnen haben.
Fast genauso schlimm ist es, im Keller darauf zu warten, bis Maische und Saft zu gären beginnen. Mit dem Einsatz der gängigen und allgegenwärtigen technischen und chemischen Hilfsmittel haben wir abgeschlossen. Man muss sich schon im Griff haben, keine Bakterien, Enzyme oder Hefen in die Tanks zu schaufeln, wenn die jungen Weine nicht gleich genau das machen, was man sich wünscht. Umso schöner ist es, ein Resultat im Glas zu haben, an dem nicht herumgetrickst wurde und das seinem Ursprung möglichst nahe steht.