Die früheste Lese aller Zeiten beginnt

 In Weinbau

So früh wie nie startet die Weinlese 2018.

Ist das nun gut oder schlecht? Wir nehmen es wie es kommt, warten ab und beurteilen das Ergebnis, wenn alles im Tank, Fass oder Ei fertig vergoren ist. Grundsätzlich wäre es uns lieber gewesen, die Lese hätte erst Mitte September begonnen, dann hätten wir unsere Baustelle in Ruhe zum Abschluss bringen können. Der Klimawandel aber schiebt die Lese immer weiter in Richtung August, womit wir uns wohl auch in Zukunft anfreunden müssen.

Ist jede Veränderung schlecht?

Dunkel kann ich mich noch daran erinnern, wie mich im Kindergartenalter meine Großeltern mit in den Weingarten genommen haben. Damals fand die Lese Mitte bis Ende Oktober statt. Wahrscheinlich damit man alles auf einmal ernten konnte? Gefühlt knietief wateten wir im vom ständigen Regen aufgeweicht matschigen Boden. Die Trauben waren manchmal schon hinüber, manchmal noch immer nicht reif. Es war eiskalt und die Hände waren klebrig und schmerzten von den paar Handvoll nasskalten Trauben, die wir abschnitten. Wir waren dann schnell wieder daheim um der Mutter beim Kochen über die Schulter zu schauen. Das Essen war der Höhepunkt der Lese für uns Kinder. Die Töpfe drohten überzugehen. Die Mannschaft war im Weingut untergebracht und wurde mit Gefüllten Paprika, Gulasch, Schweinebraten und Letscho verwöhnt. Dazu gab’s reichlich Neuburger aus dem Doppler, was die Abende unterhaltsam und kurz machte. Die Macht der Verklärung lässt einen von dieser 80-er Jahre Winzerromantik zumindest mit einem Schmunzeln erzählen. Heute stehen wir beim Morgengrauen mit einer möglichst großen Mannschaft in kurzen Hosen im Weingarten. Wir lesen schnell, arbeiten genau und wenn die Mittagshitze spürbar wird und die Trauben aufzuheizen droht, haben wir schon 6 -7 Stunden ohne Pause hinter uns und lassen es gut sein bis zum nächsten Morgen. Das Weingarten-Team fährt dann nach Hause. Ausruhen, Eisessen, was auch immer. Das Kernteam kehrt in den Keller zurück und verarbeitet die Trauben schnellstmöglich. Wir sortieren gemeinsam, maischen alles ein und bereiten uns für den nächsten Tag vor. Am Abend wird, wenn es passt, die eine oder andere Flasche Wein von geschätzten Kollegen aufgemacht, über Stile diskutiert und der Tag Revue passieren lassen. Also mir gefällt unser Lesealltag besser.

Es wird nicht immer alles schlechter…

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